Sammlung

Männerrock

Künstler/in
Entstehung
England
Datierung
um 1780/1785
Material
Oberstoff: Seide, Leinwandbindung; Stickerei: Seide, Tambourstickerei; Futterstoff: Seide, Mehrgratköperbindung 2/1/1/2, S-Grat; Einlage: Hanf (?), Leinwandbindung; Taschenbeutel: Leinen, Leinwandbindung; Polsterung: Wolle, Leinwandbindung (?), aufgeraut (Oberfläche); Haken und Ösen: Metall; Verstärkung des Armlochs: Seide, Leinwandbindung; Flicken: Baumwolle, Atlasbindung 4/1
Maße
L. (vorn) 106 cm, L. (hinten) 107 cm, L. (Ärmel) 68 cm, B. (Rücken) 30 cm, U. (Oberweite) 104 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
96/231
Bezug
Zugang
Ankauf 1996, Aus dem Süddeutschen Kunsthandel, Aus der Sammlung Lillian Williams, Paris

Der bis über die Knie reichende Frack ist aus königsblauem Seidentaft und längs der vorderen Kanten, am Halsausschnitt, am Kragen, an den Aufschlägen, an den Patten, um die Patten herum und um die rückwärtigen Falten und den Schlitz herum mit feinster Tambourstickerei, Knötchen und Stielstichen in gewellten Ranken mit kleinen Heckenröschen und Streifen verziert, in grüner, rosa, weißer, goldgelber und dunkelrosa Seide. Der Frack wurde im 19. Jh. unter den Ärmeln restauriert, wobei -wie in der Zustandsbeschreibung erwähnt- Stoffstücke eingesetzt wurden. Zur selben Zeit der Restaurierung wurde in den Ärmeln längs der Außennaht bis zum Ellbogen ein Zwickel aus demselben Oberstoff mit der Nähmaschine eingenäht. Gleichzeitig wurde der extra Stoff zur Erweiterung ausgelassen. Auch das Futter der Ärmel wurde an verschiedenen Stellen mit verschiedenen Stoffstücken ersetzt. Die Ärmel wurden innen an den Aufschlägen um etliche Zentimeter mit weißer Baumwolle und Seidenatlas verlängert. Wenige, ehemalige Stiche sind noch oberhalb des Aufschlages zu sehen. Der Frack besteht aus zwei Vorderteilen, zwei rückwärtigen Teilen mit einem Schlitz, einem kleinen Kragen und zwei in Form geschnittenen Ärmeln mit Aufschlägen. Er ist ganz, außer im rückwärtigen Teil bis zum Gesäß, mit beigem Seidenköper gefüttert. Das rückwärtige Teil ist mit beigem, gewachstem Leinen gefüttert. Längs der vorderen Kanten, am Kragen und an den Patten ist zum Teil zwischen Oberstoff und Futter mit doppelt Leinen oder Hanfstoff zur Versteifung eingefügt. Oberhalb der Brust ist beidseitig in den Vorderteilen, zwischen Oberstoff und Futter, Wolle zum Polstern eingefügt, die innen am Futter fixiert ist. Die Vorderteile setzen hinter den Schulterblättern schräg an und führen über die Schultern zum Halsausschnitt und zu den vorderen, stark gekurvten Kanten, die auf Bauchhöhe seitlich auslaufen. 1 cm rechts und links des Halsausschnittes setzt der 3,5 cm hohe, in Form geschnittene Stehkragen an. Die rechte, vordere Kante hat auf Brusthöhe drei mit Knopflochstich versäuberte Knopflöcher und längs der linken Kante acht mit Oberstoff überzogene Holzknöpfe, die mit einer Rosenknospe in derselben Technik des Frackes bestickt sind. Über der Brust sind rechts zwischen Futter und Oberstoff zwei Ösen eingenäht und auf der linken Seite auf derselben Höhe zwei Häkchen. Auf Hüfthöhe sind je zwei doppelt mit Seide und Leinen gefütterte, übereinanderliegende Taschen, die mit einer 21 cm langen und 10 cm hohen, mit beigem Seidenköper gefütterten Patte versehen sind, deren untere Kante 3 Spitzen bildet. Darunter ist am Vorderteil je ein bestickter Knopf angenäht. Die Stickerei auf den Patten und um die Patten herum ist als Girlande angelegt. Seitlich reichen die Vorderteile bis über die Seitenlinie, wo sie anliegend bis auf Pattenhöhe am rückwärtigen Teil angenäht sind. Darunter verbreitert sich der Stoff stark, ist schräg geschnitten und bildet am Ansatz eine 5 cm und am Saum 12 cm tiefe Falte. In der Falte, die normalerweise ununterbrochen sein müßte, ist eine Maschinennaht fast bis zum Ansatz der Spitze, d.h., es wurde Stoff dort entfernt und nachträglich der geschnittene Stoff mit der Maschine zusammengenäht. Der entfernte Stoff wurde zur Erweiterung der Ärmel verwendet, wo noch die ehemalige Faltenspur zu sehen ist. Der Zwickel an den Ärmeln ist 30 cm lang, an der breitesten Stelle 5 cm breit und leicht schräg geschnitten, was auf seine Herkunft zurückzuführen ist. Um diese Arbeit zu machen, wurde nur der untere Saum aufgemacht, das Futter der vorderen seitlichen Kante ist nicht berührt worden. Längs des Futters zeichnet sich die Kante der alten Falten noch ab. Die äußere Kante dieser oben beschriebenen Verbreiterung ist bestickt und hat am unteren Ende und am Ansatz je einen bestickten Knopf. Die Falte ist im Futter ausgespart, obwohl sie am unteren Saum mit einem Futterstreifen versäubert ist. Die äußere Kante ist an verschiedenen Stellen am rückwärtigen Teil fixiert. Die rückwärtigen Teile haben eine mittlere Naht, die auf Gesäßhöhe einen Schlitz hat, sie reichen vom rechten zum linken Armloch und setzen hinter den Schulterblättern und am rückwärtigen Halsausschnit an. Sie verjüngen sich zur unteren Taille hin, verbreitern sich aber darunter etwas bis zum Gesäß. Seitlich verbreitern sie sich darunter um etliche Zentimeter, wo sie eine kleine Falte bilden und etwa 4 cm unter den vorderen, seitlichen Kanten liegen. Auf derselben Höhe der Falten setzt der rückwärtige Schlitz an, wobei die rechte Seite die linke um 4 cm überlappt und dort angenäht ist. Die Ärmel sind zweiteilig, mit Ober- und Unterärmel, setzen flach am Schulterblatt an, formen am Ellbogen eine Kurve und verjüngen sich etwas zum Handgelenk hin, wo sie mit einem 12 cm breiten Aufschlag versehen sind, der nach außen 2 cm breiter wird. Die Aufschläge sind mit beigem Seidenköper gefüttert und durch drei verzierte Knöpfe am Ärmel befestigt.

Sammlung

Sammlung Lillian Williams

Systematik

Kleidung [Bekleidung, Kostüm] - Rock (Männer)

Weitere Werke