Sammlung

Mieder mit Ärmeln

Künstler/in
Entstehung
Frankreich
Datierung
um 1735/1745
Material
Maße
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
96/269.1-3
Bezug
Zugang
Ankauf 1996, Aus dem Süddeutschen Kunsthandel, Aus der Sammlung Lillian Williams, Paris

Dem Mieder fehlt der Stecker. Das Mieder ist vorne und hinten offen, reicht vorne bis über den Bauch, hinten setzt es unter dem Nacken an und reicht bis zum Steiß. Es hat 2 in Form geschnittene Ärmel, die bis unter den Ellbogen reichen und durch Bänder am Schulterband festgebunden sind. Das Mieder ist ganz mit blauem gemusterten Seidenstoff überzogen, der große Blumen und Ranken, Federn und architektonische Motive in lachsfarben, rosa, weiß, hellgrün bis olivgrün und dunkelroter Seide und feinen Silberfaden und Silberlamé broschiert hat. Der Stoff ist an den Anfang des 18. Jhs. zu datieren. Die Ärmel sind aus demselben Oberstoff, einzeln geschnitten und mit dem beigen beigen Leinenfutter an den Kanten versäubert. Der Oberstoff reicht am Mieder nur bis zur Taille, darunter sind die Laschen mit weißem Leder überzogen. Die Miederstruktur besteht aus 2 Vorderteilen, 2 seitlichen, schmalen Teilen, je 2 rückwärtigen Teilen und je einem steifen Schulterband, das von den Vorderteilen rechts und links der Brust am Ausschnitt ausläuft, 23 cm mißt und an die rückwärtigen, unter dem Nacken ansetzenden Teile angenäht werden kann, wie am rechten inneren Futter hinten durch Einstichspuren festzustellen ist. Die Schulterbänder wurden aber in jüngerer Zeit grob angenäht und mit weißem Acetat-Haftband in einer Schlaufe verziert. Auch die innere linke Schulter wurde neu gefüttert. Der Oberstoff ist nicht gleich geschnitten wie die Miederstruktur und besteht aus 2 vorderen Teilen mit je einem feinen, schrägen Abnäher vorne und 2 rückwärtigen Teilen, die auch feine, schrägliegende Abnäher haben. Die Vorderteile der Miederstuktur haben unter den Schulterbändern auf Brustlinie gerade Kanten, die bis unter den Bauch führen, wo sie in einem Spitz enden. Rechts und links des Spitzes ist je eine weiche, seitlich schrägauslaufende, kurze Lasche mit Oberstoff überzogen. Hinter dem Spitz, der am Oberstoff etwas abgestoßen ist, kann man gelbes weiches Unterlegwildleder sehen. Es ist möglich, daß der ganze Oberstoff damit unterlegt ist. Die vorderen Kanten sind stark mit Fischbeinstäben versteift, dahinter sind je 10 ehemals versäuberte Schnürlöcher. Die untersten 2 sind heute mit weißem Acetat-Taftband gehalten. Die unteren Spitzen sind beidseitig je 7 cm lang und steigen etwas zur Hüfte an, wo sie an der Seitenlinie enden. Sie sind jeweils in 3 Laschen bis zur Taille aufgetrennt, die mit weißem Leder überzogen sind. Hinter der letzten Lasche ist beidseitig ein 12 cm langer und unten 8 cm breiter Zwickel eingesetzt und auch mit Leder überzogen. Dieser ist vorne an der letzten Lasche und hinten an der seitlichen Lasche angenäht. Einstichspuren an allen Laschen zeigen, daß diese ehemals und z.T. noch heute zusammengenäht waren. Seitlich reichen die Vorderteile am Unterarm bis hinter die Seitenlinie und führen schräg zur seitlichen Hüfte wie schon besprochen. Die seitlichen Teile setzen unter der Schulter an, machen den hinteren Teil des Armlochs aus, verjüngen sich zur Taille und werden darunter wieder breiter, wo sie seitlich an die Zwickel angenäht sind. Die rückwärtigen zwei Teile sind schmal geschnitten, wobei die seitlicheren einen Teil der Schulter ausmachen und die zentralen den rückwärtigen Ausschnitt. Die seitlichen, rückwärtigen Teile laufen unter der Taille in je 2 Laschen aus und die zentralen, rückwärtigen Teile, die je 2 wie vorne versteifte Kanten haben und mit je 24 versäuberten Schnürlöchern versehen sind, die heute mit gekreuzter Seiden- oder Acetat-Schnur gebunden sind. Darunter laufen die rückwärtigen Teile in 2 mit Leder überzogene, 11 cm lange Schwänze aus. Die Ärmel sind heute verkehrt eingesetzt und bestehen aus 2 Teilen, mit Ober- und Unterärmel. Sie setzen flach an der Schulterkappe an, wo sie mit dem Futter versäumt sind, formen am Ellbogen eine leichte Kurve und enden kurz darunter. Die innere Naht hat einen 3 cm langen Schlitz unten mit abgerundeten Ecken. Die unteren Kanten der Ärmel waren ehemals verziert (siehe Einstichspuren). An der Schulterkappe sind am Ärmel je 2 versäuberte Schnürlöcher, die jeweils am Schulterband und am rückwärtigen Teil durch Bänder geschnürt wurden. Die Löcher am Mieder sind nicht versäubert. Da verschiedene Restaurierungen am Unterarm stattfanden und Risse zusammengenäht wurden, ist anzunehmen, daß im Ärmel ehemals 3 und nicht 2 Schnürlöcher waren.

Sammlung

Sammlung Lillian Williams

Systematik

Kleidung [Bekleidung, Kostüm] - Mieder

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