Sammlung
Caraco mit Mieder
- Künstler/in
- –
- Entstehung
- Spanien
- Datierung
- um 1780
- Material
- Oberstoff des Caracos: Seide, Cannelé Simpleté, broschiert; Futterstoff des Caracos: Leinen, Leinwandbindung; Oberstoff des Miederteils: Seide, Lampas, lanciert; Futterstoff des Miederteils: Leinen, Leinwandbindung; Versteifung: Fischbein, Stäbe; Einlage der Manschetten: Hanf (?), Leinwandbindung; Belege: Seide, Leinwandbindung; Taillenband: Baumwolle, Spitzgratköperbindung 2/1; Schnürsenkel: Seide, Geflecht; Knöpfe, original: Seide, Holz, umflochten; Knöpfe, neu: Seide, Holz, umflochten
- Maße
- L. (vorn) 37 cm, L. (hinten) 42 cm, U. (Oberweite) 81 cm, U. (Taille) 70 cm
- Standort
- Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
- Inventarnummer
- 96/271
- Bezug
- –
- Zugang
- Ankauf 1996, Aus dem Süddeutschen Kunsthandel, Aus der Sammlung Lillian Williams, Paris
Das vorne offene Mieder mit einem vorne offenen Stecker gleicht eher einer kurzen Jacke. Der Stecker ist stark versteift und zu einem späteren Zeitpunkt -aber noch im 18. Jh.- innen am Mieder festgenäht worden. Das Mieder und die Ärmel sind weich und haben keine Versteifung. Nur der breite Stecker hat eine Versteifungsstruktur. Das Mieder besteht aus 2 Vorderteilen, 2 rückwärtigen Teilen, 2 Ärmeln, die bis zum Ellbogen reichen mit seitlich breiterem Aufschlag. Der Oberstoff ist aus lachsfarbener gemusterter Seide mit Rosenbouquets und kleineren Blumenranken broschiert in weißer, lachsfarbener, hellgrün bis olivgrüner, hellblauer und gelber Seide und Seidenchenille sowie spitzenartigen Bändern. Das ganze Mieder, inklusive Ärmel, ist mit beigem Leinen gefüttert. Die Kanten innen und die Aufschläge sind mit bordeauxrotem Seidentaft gefüttert. Die Vorderteile setzen an den hinteren Schulterblättern an, führen in einem breiten Band über die Schultern und zu den vorderen Kanten, die rechts und links der Brust liegen, schräg zur Mitte führen und bis zum Bauch in einer 15 cm langen, mit dem unteren Stecker versteiften Verlängerung auslaufen, die unten einige Zentimeter flachliegt und scharf zur Taille aufsteigt. Auf Brusthöhe ist unter der rechten und linken Kante je eine 20 cm lange, versteckte, doppelte Leinenpasse, die an der äußeren Kante mit Fischbeinstab versteift ist. Dahinter sind je 6 versäuberte Schnürlöcher, durch die auf der linken Seite eine geflochtene, dicke orange Seidenkordel führt, die zur rechten Seite hin lange Schlaufen bildet, die an den drei beidseitigen, mit Seidenfaden überzogenen Holzknöpfen eingehängt werden könnten. Die Kordel auf der rechten Seite fehlt, aber beide Kanten sind mit je 3 Knöpfen versehen und die Schnüre würden jeweils dekorativ nebeneinander über dem Stecker liegen. Etwas oberhalb der Passen beginnt beidseitig der Stecker, der jeweils vom Ausschnitt 8 cm unterhalb des Mieders und auf Taillenhöhe 6 cm unterhalb und am nach oben hin gerundeten Ausschnitt beidseitig 9 cm sichtbar ist, das auf Bauchhöhe unter dem Vorderteil ausläuft. Die Steckerteilstruktur ist aus verschiedenen Lagen Hanf und Leinen, die in regelmäßigen parallelen Linien schräg und vertikal genäht wurden, durch deren entstandene Tunnel Weiden- oder Fischbeinstäbe führen. Zusätzlich sind auf Brusthöhe und etwas darunter leicht schräg querliegende Fischbeinstäbe unter der ersten Leinen- oder Hanfschicht zur zusätzlichen Versteifung eingenäht. Die Struktur ist an den äußeren Kanten mit einem bordeauxfarbenen Seidentaftband eingefaßt. Darunter ist noch zusätzlich ein Fischbeinstab zur Versteifung. Dahinter sind je 6 versäuberte Schnürlöcher. Die Struktur ist außen mit einem beigen gemusterten Seidenstoff mit großen Blumen- und Blütenmotiven in hellgrüner, olivgrüner, lachsfarbener und bräunlicher Seide überzogen. Der Oberstoff des Steckers wurde aus verschiedenen Stoffstücken zusammengesetzt. Die vorderen Kanten des Steckeroberstoffs sind mit bordeauxfarbenem Seidentaft unterlegt und verstecken somit die unteren Verschlußkanten. Hinter dem Stecker sind an beiden Oberteilen Näh- und Faltspuren zu sehen, die vom Armloch zur Taille reichen, wo Futter und Oberstoff ehemals einen breiten Abnäher hatten, der zur Verbreiterung geöffnet wurde. Die Ärmel mußten deshalb herausgenommen und neu eingenäht werden, wobei viele der Stiche aus jüngerer Zeit stammen. Das Mieder reicht seitlich bis hinter die Seitenlinie, wo es vom Armloch bis zur Taille etwas anliegend an die rückwärtigen Teile genäht ist. Die rückwärtigen Teile haben eine mittlere Naht, reichen vom rechten zum linken Armloch und setzen hinter den Schulterblättern und am geraden rückwärtigen Ausschnitt an. Sie verjüngen sich etwas zur Taille hin, enden seitlich und verlängern sich im Zentrum zu einem 9 cm breiten und 1 cm langen, nach unten breiter werdenden Schwanz. An der Taille sind je erst ein breiter dahinter ein kurzer, mit Leinen gefütterter Schoß zwischen Futter und Oberstoff angenäht. Auf Taillenhöhe wurde innen an drei Stellen ein Köperleinenband in späterer Zeit angenäht. Die Ärmel sind zweiteilig, mit Ober- und Unterärmel, reichen bis zum Ellbogen, wo sie eine leichte Kurve bilden und mit einem innen am Ellbogen 3 cm hohen, außen 11 cm hohen und 9 cm nach außen auslaufenden, mit einem bordeauxfarbenen Seidentaftband gefütterten Aufschlag besetzt sind. Dieser Aufschlag hat 3 flach genähte Falten, die die freieren, gefalteten Aufschläge imitieren. Die Aufschläge sind seitlich oben und unten offen, wo das Futter sichtbar ist./Borkopp, Dr. Birgitt, Jolly, Dr. Anna, Schoenholzer-Nichols, Thessy, 1996.09.09
(Systematik: Kleidung - Kleid - Kleidoberteil)
(Systematik: Kleidung - Kleid - Kleidoberteil)
Sammlung
Sammlung Lillian Williams