Sammlung

Die Signatur „I. A. Carli invenit et Fe“ rings um den Abriss des heute seiner Flügel an Balusterschaft und Deckelknauf beraubten Pokals à la façon-de-Venise weist auf Johann Anton Carli als ausführenden Meister des überaus qualitätvollen Schwarzlotdekors. Carli, der aus einer in Andernach am Rhein beheimateten Glasmaler- und Glasmacherfamilie stammt, ist ab 1664 bis zu seinem Tod 1682 archivalisch als Geschäftsnachfolger seines Vaters, des Glasmalers Johann Carli Senior, nachgewiesen. Bis dato einziges bekanntes Werk ist das von Robert Schmidt 1950 publizierte Flügelglas aus der Sammlung Frederic Neuburg, Leitmeritz, das sich damals in Tel Aviv befunden haben soll, dessen Spuren jedoch nicht mehr nachzuverfolgen sind. Das Glas der Sammlung Friedlaender weist ein sehr ähnliches Dekorschema auf: So schmücken den Fuß an geschleiften Bändern hängende Kriegstrophäen und kleine Imperatorenmedaillons, den Deckel ebenfalls lorbeerbekränzte Imperatorenköpfe zwischen verschiedenen Früchtegehängen. Die paarweise einander zugeordneten Imperatoren sind auf dem Deckelrand bezeichnet: „Claudius“, „Caligula“, „Nero“, „Otho“, „Julius Caesar“ und „Titus“. Die Kuppawandung umzieht die Darstellung „Christus und die Samariterin am Brunnen vor dem Hintergrund der Stadt Sichar“ (Johannes IV, 27-30). Die Szene besticht durch die zarte Abstufung der Malerei: gegen den hellgrau lavierten Fond einer Flußlandschaft mit kräftigem Baumbestand hebt sich besonders die ausdrucksstarke, konstrastreich in Brauntönen modellierte Gewandfigur der Samariterin ab.