Sammlung

Tierfigur: Adler

Künstler/in
Entstehung
Italien (?)
Datierung
17. Jh.
Material
Erlenholz, geschnitzt, gefasst (alte Fassung)
Maße
H. 77,0 cm, B. 70,0 cm, T. 33,0 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (Sammlung Bollert)
Inventarnummer
2004/390
Bezug
Zugang
Geschenk 2019, Eigentümergemeinschaft Bollert, Aus der Sammlung Gerhart Bollert, Aus der Sammlung Adolf von Beckerath

Der Adler hockt mit ausgebreiteten Schwingen und leicht nach rechts gewendetem, gekröntem Kopf hoch aufgerichtet auf einem kleinen Terrainsockel, den er mit seinen mächtigen Krallen umgreift. Die Wendung des Kopfes, die Blickrichtung der Augen und die ausgebreiteten Flügel signalisieren aufmerksame Bereitschaft und Wachsamkeit. Der Tierkörper ist nicht naturalistisch dargestellt, sondern sowohl in der Form wie in der Art der Wiedergabe der Oberfläche des Gefieders stilisiert, wie dies bei den als Hoheitszeichen verwendeten Adlerdarstellungen meist der Fall ist. Der Schnitzer hat dem Tier durch die Wendung des Kopfes, die unregelmäßige Gestaltung des Gefieders von Rumpf und Hals und durch die über die Beine sich legenden Federn eine lebendig rhythmisierte Oberfläche verliehen. Im Gegensatz zum Körpergefieder stehen die identisch gestalteten, ausgebreiteten Schwingen./Weniger, Dr. Matthias
Die allseitige Ausarbeitung, insbesondere aber die schwungvoll elegante Seitenansicht, lassen eine freie Aufstellung als vorgesehen vermuten. Die rückwärtig sichtbaren Zapflöcher einer nicht mehr eindeutig bestimmbaren Vorrichtung erinnern auf den ersten Blick an eine Funktion als Lesepult, bei dem der Adler auf der Rückseite ehemals ein Pult zur Ablage eines Buches besessen hätte. Als Symbol des Evangelisten Johannes finden sich im Spätmittelalter eine Vielzahl solcher, u. a. etwa in den Niederlanden vor allem aus Messing gefertigter Pulte zur Lesung des Evangeliums./Weniger, Dr. Matthias
Die Anlage der weit nach hinten weisenden Flügel, insbesondere aber die im Unterschied zu vergleichbaren figürlich gestalteten Lesepulten geringe Größe des Adlers sprechen gegen diese Vermutung. Als Hoheitszeichen kann der Adler unterschiedlichsten Ausstattungszusammenhängen entstammen. Sein Stil erlaubt es, ihn ins 17. bzw. 18. Jahrhundert zu datieren, doch gestattet er mangels bisher fehlender überzeugender Vergleichsstücke bislang keine sichere Lokalisierung. Die Erle, aus der der Adler geschnitzt ist, kommt in Mitteleuropa vom Flachland bis zu ca. 1200 Meter in den Alpen vor und beantwortet deshalb die Frage nach der Herkunft des Stückes ebenfalls nicht. Aufgrund der Provenienz aus der vorwiegend italienische Skulpturen umfassenden Berliner Sammlung von Beckerath liegt jedoch eine italienische Herkunft nahe. In Italien ist immerhin die Benutzung von Erle auch gesichert. /Katalog BNM NF, Bd. 2, Sammlung Bollert, 2005/Weniger, Dr. Matthias

BV013331744
Zum Objekt: Ausst.-Kat. Kulturforum, Berlin, 30. Juni 2000 - 01. Oktober 2000: Skulpturen der Gotik und Renaissance. Die ehemalige Sammlung des Justizrats Dr. Gerhart Bollert, Régine Bonnefoit, Hartmut Krohm, Staatliche Museen zu Berlin (Hrsg.), Berlin 2000, Abb. S. 223, Kat.-Nr. 95

BV021267150
Zum Objekt: Mus.-Kat. Matthias Weniger, Jens Ludwig Burk, Die Sammlung Bollert. Bildwerke aus Gotik und Renaissance (Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums; NF, Bd. 2), Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2005, Kat.-Nr. 63 (mit Abb.)

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