Sammlung

Konfektschale mit Allianzwappen von Dietrichstein und Jankovsky von Wlaschim

Künstler/in
Tobiaš Hanuš (?), Ignaz Preißler (?)
Entstehung
Kunštát u Orlického Záhoří (deutsch: Kronstadt), Kronstadt, Tschechische Republik, Böhmen
Datierung
um 1730
Material
Glas (Kali-Kalkglas), entfärbt, geschliffen, Schwarzlotbemalung, Goldbemalung (teilweise radiert)
Maße
H. 12,3 cm, B. 10,7 cm, T. 9,1 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (Saal 92)
Inventarnummer
2009/144
Bezug
Zugang
Geschenk 2011, Privatbesitz. Erworben 2004 aus dem Münchner Kunsthandel

Die kleine Konfektschale ruht auf einem achtfach facettierten Balusterschaft über einem flachen ovalen, vierfach eingezogenen Fuß mit Zacken an den Einschnürungen sowie radial eingeschliffenen Oliven und Kerben auf der Unterseite. Die vierpassige Schale bildet im Querschnitt eine Rosette mit spitz zulaufenden Enden, wobei eine Spitze in einen aufgebogenen, griffförmigen Ansatz ausläuft. Dieser zeigt in goldgehöhter Schwarzlotmalerei das Allianzwappen der Adelsfamilien Dietrichstein (zwei Winzermesser) und Jankovsky von Wlaschim / Jankovský z Vlasimi (Adler und zwei Geierköpfe). Die Kartusche wird von Laubwerk gerahmt und von einem geflügelten Puttenkopf unter einer Grafenkrone mit fünf Blattzinken überhöht. Auf den seitlichen Wandungskompartimenten erscheinen jeweils ein Eichhörnchen und ein Vogel umgeben von geschweiftem Laub- und Bandelwerk. Auf dem vorderen Teil der Schale ist ein Vogel auf einem Früchtekorb dargestellt, der ebenfalls von Laub- und Bandelwerk gerahmt wird. Am Lippenrand sowie auf der Fußunterseite umlaufende gelblich untermalte Bordüre aus dreiblättrigen, länglichen Blüten im Wechsel mit vierteiligen Rosetten. Die beiden Wappen beziehen sich auf den in Wien bekannten kaiserlichen Oberstallmeister Philipp Sigmund von Dietrichstein (1651-1716), Erbauer des Palais Dietrichstein-Lobkowitz, kaiserlicher Oberststallmeister, Geheimer Rat und Kämmerer und dessen zweite Ehefrau Dorothea Josepha Jankovská z Vlasimi von Wlaschim (gest. 1742, Heirat wohl zwischen 1705 und 1716). Zu der Konfektschale gehörten sicher ursprünglich auch die zwei kleinen Karaffen, die sich 1990 im Münchner Kunsthandel befanden. Sie zeigen ebenfalls das Allianzwappen [von Dietrichstein und Jankovsky von Wlaschim] in exakt derselben Kartuschenrahmung sowie ähnlichen Rankendekor mit Tierdarstellungen. Die Bemalung der Konfektschale steht in engem Zusammenhang mit den Schwarzlotdekoren einer ganzen Gruppe von Gläsern, die zwar stilistisch und motivisch mit den Arbeiten der bekannten Glas- und Porzellanmaler Daniel (1636-1733) und Ignaz Preißler (1676-1741) aus Kronstadt sehr verwandt sind, jedoch steifer und weniger subtil ausgeführt wurden. Als übereinstimmendes Element finden sich zum Beispiel die grob wirkenden, gelb statt gold untermalten Bordürenblüten (u.a. achteckige Schale, Wien, Kunsthistorisches Museum, Sammlung Strasser; Lavabogarnitur, London, British Museum; Schale, Pokal, Fußbecher, Prag, Umeleckoprumyslové Muzeum; Flasche und zwei Teller mit Allianzwappen Gordon-Wallenstein, u.a. Berlin, Kunstgewerbemuseum und ehem. Slg. Helfried Krug; Pokal, datiert 1736, Breslau, Muzeum Narodowe we Wroclawiú). Versuchsweise wurden diese Gläser mit dem ebenfalls für den Grafen Kolowrat tätigen Tobiaš Hanuš (1695-1754) in Verbindung gebracht.

BV038575684
Zum Vergleich: Rudolf von Strasser, Ignaz Preissler. Frühe Arbeiten, weniger bekannte Meisterwerke und die Nachfolge, in: Journal of glass studies, 29.1987, S. 81-112 , S. 83-84

BV038894908
Zum Vergleich: Aukt.-Kat. Hugo Ruef, München, 27.-29.6.1990: 445. Auktion, feiwillige Versteigerung aus verschiedenem Besitz, München 1990, S. 9, Kat.-Nr. 498

BV035647446
Zum Vergleich: Ausst.-Kat. Kunstgewerbemuseum in Prag (UPM), 23. April - 14. Juni 2009: Daniel a Ignác Preisslerové. Barokní malìři skla a porcelánu, Prag 2009, S. 164-165, Kat.-Nr. 57 59

BV038894808
Zum Objekt: Aukt.-Kat. Hugo Ruef, München: Alte und moderne Kunst, 16.-17.6.2004, München 2004, S. 43, Kat.-Nr. 320

BV012872017
Zum Objekt: Auktionspreise im Kunstpreis-Jahrbuch 2004, Jg. 59 Bd. 2, München 2004, S. 387, Abb. S. 387

BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2008-2009, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2010, S. 32 f., Abb. S. 33

Zum Objekt: Archivauskunft, 2010,

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