Sammlung
Brieftasche
- Künstler/in
- –
- Entstehung
- –
- Datierung
- zwischen 1783 und 1784 (dat.)
- Material
- Seide, Leinwandbindung, Gros de Tours, Metall, Stickerei, Kordel, Papier, Karton, Gold (Schloss)
- Maße
- L. 14 cm, B. (max.) 19 cm
- Standort
- Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
- Inventarnummer
- 96/678.1-3
- Bezug
- –
- Zugang
- Ankauf 1996, Aus dem Süddeutschen Kunsthandel, Aus der Sammlung Lillian Williams, Paris
Anders als alle anderen Klappbrieftaschen des 18. Jahrhunderts im Bestand des Bayerischen Nationalmuseums sind die Motive dieser Brieftasche aus ursprünglich rosafarbenem Seidenmoiré an den Außenseiten im Längsformat gestaltet. Beide Innentaschen besitzen geschwungene Klappen. Während eine Seite mit keilförmigen Seitenteilen und einem Schloss aus Gold ausgestattet ist, wurde an der anderen Seite ein zusätzliches Eingriffsfach eingearbeitet. Auf dem Schloss ist die Décharge-Marke von Paris für 1783/84 zu erkennen (für diesen Hinweis danke ich Annette Schommers, München). Die bunte Pailletten- und Kantillenstickerei mit applizierten Metallkordeln zeigt an den Außenseiten als jeweils zentrales Motiv unter einem aufgehängten Kranz einen Altar mit zwei von einem Pfeil durchbohrten Herzen, dahinter einen Köcher mit Pfeilen und eine Geißel. In die vier Ecken der Bildfelder sind Füllhörner gesetzt. Innen ist an einer Seite ein mit einer Geißel gekreuzter Köcher mit Pfeilen zu sehen, alles an einer Schleife aufgehängt und umgeben von Zweigen. An der anderen Seite ist das kleine Motiv nicht zu erkennen, weil das Schloss darübermontiert wurde. Die Gestaltung macht deutlich, dass es sich um eine Hochzeitsbrieftasche handelt. Zum Abfüttern des Portefeuilles wurde cremefarbenes Seidengewebe verwendet. In diesem Fall hat sich das originale Schlüsselchen an einem gelben Seidenband erhalten. Es befand sich in einem kleinen Briefkuvert mit der Aufschrift »Carnet de visite de la Générale Bonne. Poinsot de Chansac«. Pierre Poinsot diente als General in der Armee Napoleons I. und wurde für seine Verdienste im Jahr 1809 zum Baron de Chansac erhoben (Paris, Archives Nationales, Registres de lettres patentes de collation de titres et d'armoiries et armorial, 1808-1815, BB/29/967, S. 21). Geheiratet hat er wohl erst nach der Rangerhebung. Wenn die Brieftasche tatsächlich von seiner Gemahlin stammt, hat sie diese wahrscheinlich geerbt oder auf anderem Wege erhalten.
BV040953644
Zum Objekt Ausst.-Kat. Bayerisches Nationalmuseum, München, 11. April 2013 - 25. August 2013: Taschen. Eine europäische Kulturgeschichte 1500-1930, Bd. 1-2, Renate Eikelmann (Hrsg.), München 2013, S. 144, Kat.-Nr. 73
Sammlung
Sammlung Lillian Williams
Systematik
Behältnis [Behälter] - Tasche