Sammlung

Hl. Nil Stolbenskij (Relief)

Künstler/in
Entstehung
Russland (Nordwest-)
Datierung
um 1750
Material
Gesamt: Holz, geschnitzt, bemalt (weiß)
Maße
Gesamt: H. 23,3 cm, B. (max.) 17,7 cm, T. (max.) 1,7 cm
Standort
Altes Schloss Schleißheim
Inventarnummer
L 2009/134
Bezug
Zugang
Unbefristete Leihannahme 2009, Freunde der Sammlung Gertrud Weinhold im Bayerischen Nationalmuseum e.V., München

Das Objekt gehört zur Typenreihe Nr. 18 (Stößl, Verbotene Bilder); diese Typenreihe gibt es sowohl als vollplastische Figur wie auch im vorliegenden Fall als Relief, hier als durchbrochene Arbeit; bei den Reliefs handelt es sich um extrem dünnwandige Flachreliefs, die in einem Rahmen gehaltert sind; offensichtlich hat man nach dem Skulpturenverbot von 1722 die Figuren ultradünn, d. h. fast zweidimensional, geschnitzt, um keine plastische Form zu suggerieren; da diese spandünnen Figürchen keinen Stand (z. B. für die Ikonenecke) haben, sind sie regelmäßig in einem Rahmen von meist nur 1 cm befestigt; geschnitzter doppelter Fransenbesatz am vorderen Ende des Analav; Füße in Form von Dreieckskerbschnitten mit Andeutung von plastischen Schuhen; der Mantel fällt links und rechts als zu einer schmalen, gedrehten Säule gebündelten Stoffkaskade nahezu senkrecht auf den Boden; am unteren Rand sind frontal zwei (mit gelblich weißer Farbe überstrichene) Stufen zu sehen. Beidseitig der Figur begrenzen das innere Bildfeld zwei Pfeiler, über deren Kapitellen sich ein Korbbogen spannt, so dass man den Heiligen wie in einem Portikus sitzend wähnt. Stufen, Säulen bzw. Pfeiler und Bogen gehören bei diesem Typus zum Repertoire. Im Vergleich zu den rundplastischen Ausprägungen dieses Typus sind hier die Stasidien kaum artikuliert. Bei vorliegender Nummer ist beides verloren: sowohl die Stützstäbe als auch die abschließenden Pflöcke unter den Achseln, auf die lediglich zwei millimeterkleine Löchlein verweisen. Zeichnung des Analav: "INCI"[für lat. INRI], Christogramm IC und XC, dreibalkiges Kreuz mit Lanze und Ysoprohr, "M[esto]" und "L[obnoe]", d. h. Schädelstätte mit Golgothahügel und Adamshaupt auf gekreuzten Knochen darunter. Eine weitere Besonderheit dieses Typus ist der geflügelte Puttenkopf unter dem Kreuz. Die Stirnseite der Kapuze trägt weitere Siglen: "S", "t"(?) "b" für "Stolbenskij"(?), d. h. "aus Stolobnoe" (Insel im Seligersee). Weitere Beschriftung (kaum noch leserlich) auf dem Torbogen: "Sv[jatyj] Pr[epodobnyj] Nil Stolbenskij". Gesicht: gerader scharfkantiger Nasenrücken, eingefallene Wangen, schmaler Mund. Langer, sorgfältig geschnitzter Bart, rundoval, leicht gewellt auf die Brust fallend. Die Figur ist plan gearbeitet, jedoch ist der Neigungsgrad des nach vorne in Meditation abgeknickten Kopfes deutlich sichtbar. Die Rückseite weist Spuren von (der üblichen) Bearbeitung mit dem Beil auf. Mit Sicherheit war diese Relieftafel in einen Schrein (Kiot) eingebaut./Stößl, Dr. Marianne, 2012.05.14

BV019423779
Zum Objekttyp: Verbotene Bilder. Heiligenfiguren in Rußland (Forschungshefte, herausgegeben vom Bayerischen Nationalmuseum Bd. 17), Marianne Stößl (Hrsg.), München 2006, S. 192, Abb. 116, Kat.-Nr. 18.12 18.13 18.14

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