Sammlung

Hochrelief: Hl. Nil Stolbenskij

Künstler/in
Entstehung
Russland (Nordwest-)
Datierung
zwischen 1750 und 1850
Material
Gesamt: Holz, geschnitzt, bemalt
Maße
Gesamt: H. 20,3 cm, B. 12,5 cm, T. 3,3 cm
Standort
Altes Schloss Schleißheim
Inventarnummer
L 2009/137
Bezug
Zugang
Unbefristete Leihannahme 2009, Freunde der Sammlung Gertrud Weinhold im Bayerischen Nationalmuseum e.V., München

Das Relief bildet vorzüglich den als Nr. 24 gezeigten Prototypus aus der Sammlung Daniil Janovič (siehe Stößl, Verbotene Bilder, S. 189) ab und findet sich in der Čurilov-Serie (S. 195) als Nr. "24.3" abgebildet. Typisch sind folgende Merkmale: Torbogen, der zwei Säulen überspannt; darunter der Heilige sitzend. Äußerst fein geschnitztes, asketisches Gesicht mit akurat als spitzes Dreieck mit sehr feinen Parallel-Linien ausgearbeitetem Bart. Kukulle mit auffälligen Schulterteilen (Kreuzzeichnung auf Stirn und Schultern nahezu verblasst), Analav mit Spuren regelrechter Zeichnung (Kreuz, Kreuztitulus: russ. INCI, dreibalkiges Kreuz auf Golgothahügel, Christogramm: IC XC usw.). Am unteren Saum die Fransenbordüre plastisch ausgeschnitzt (keine Doppelfransen wie beim Ol'zi-Typus). Runde Halbkreissegmente als Andeutung der Füße oder Schuhe. Bemerkenswert ist die Bodengestaltung: durch Ritzung soll der Eindruck von Ziegeln bzw. eines gemauerten Podestes entstehen, wie er auch beim Ol'zi-Typ im Relief (Stufen bzw. Treppung bei der Skulptur) vorkommt. Man nimmt an, dass damit eine architektonische Erhöhung der ursprünglichen Wallfahrtsfigur angedeutet werden soll, die direkt an der Schiffsanlegestelle für die auf dem Seligersee ankommenden Wallfahrerschiffe als Willkomm gestanden haben soll. Die Krücken sind feine Ästchen, die nur bis zur Hüfte führen und keine Stütz- oder Achselauflage (mehr) aufweisen. Am charakteristischsten ist bei diesem Typus die fast grafische Art der Gestaltung des Mantels. Die Schulter- und Brustpartie wirkt sehr voluminös, wobei das Massive durch die fast platte Flächigkeit reduziert scheint. Auch das Fließende - mit dem Schnitzmesser sind in Brusthöhe symmetrisch nach außen abfallende Linien wie dünne Sturzbäche in die "Stoffmassen" graviert - nimmt die Schwere. Der Bildteil ist als Schnitzikone auf ein Trägerholz genagelt. Nagel und Nagellöcher am erhöhten Rand verweisen auf eine frühere Montierung (Schrein oder Verkleidung mit Folie?). Lindgrüne (Öl-?)Farbstriche auf dem unteren sowie auf dem rechten oberen Rand und auf dem Relief: am Torbogen und auf der Kutte in Höhe des linken Knies./Stößl, Dr. Marianne, 2012.06.25

BV019423779
Zum Objekt: Marianne Stößl, Verbotene Bilder. Heiligenfiguren in Rußland (Forschungshefte, herausgegeben vom Bayerischen Nationalmuseum Bd. 17), in: Nil Stolbenskij, das russische "Göttchen", Marianne Stößl (Hrsg.), München 2006, 168-195, S. 168-195

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