Sammlung

Balusterpokal mit Deckel und Ansicht von Nürnberg

Künstler/in
Johann Wolfgang Schmidt
Entstehung
Nürnberg
Datierung
1688
Material
Glas (farblos), geblasen, geschnitten
Maße
Pokal mit Deckel: H. 48,1 cm, G. 676,8 g; Pokal: H. 32,9 cm, Dm. (Fuß) 15,0 cm, Dm. (Lippenrand) 11,1 cm, Wandungsstärke (Lippenrand) 0,24 cm, G. 463 g; Deckel: H. 17,2 cm, Dm. 12,1 cm, Dm. (Lippenrand) 10,1 cm, G. 213,8 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (Saal 92)
Inventarnummer
L 2016/71.1-2
Bezug
Zugang
Unbefristete Leihannahme 2016, Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen. Stiftung Sammlung Friedlaender, Aus dem Kunsthandel, London

Der Pokal ist ein charakteristisches Beispiel eines Nürnberger Hohlbalusterpokals. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts dienten diese bis zu 60 cm hohen Pokale in Nürnberg als repräsentativster Glastyp zur Anwendung des Glasschnitts: Über einem leicht ansteigenden Tellerfuß erhebt sich der schlanke Balusterschaft aus fünf dreiteiligen Ringscheibengruppen, einer Keulenpuffe und einer gedrückten Hohlkugel. Die becherförmige Kuppa hat einen gewölbten Deckel. Dessen hoher Knauf besteht entsprechend zum Schaft aus einer gedrückten Kugel zwischen Ringscheiben und einer abschließenden birnförmigen Hohlpuffe. Die Vorderseite der Kuppa schmückt eine Stadtsilhouette Nürnbergs. Im Landschaftsvordergrund mit einem pflügenden Bauern ist die Signatur des Glasschneiders Johann Wolfgang Schmidt aus den Initialen JWS versteckt. Seitlich wird die Stadtansicht von einer Weinblatt- und einer Eichenblattranke gerahmt. Über den Türmen erscheint in einem Stern Jahwe in hebräischer Schrift. Die Rückseite der Kuppa zeigt den Nürnberger Wappendreipass aus dem gekrönten doppelköpfigen Reichsadler sowie dem kleinen und dem großen Stadtwappen, gerahmt von einer Lorbeerranke bzw. einem Palmwedel. Eine geschnittene Weinblattranke ziert den Deckel, eine zarte Blattranke den Fuß. Unter dem Wappen sowie auf der Vorderseite unterhalb der Landschaftsszenerie sind Verkleinerungslinsen eingeschnitten. Den Lippenrand umzieht ein Chronogramm auf das Jahr 1688: oMnIs Vt Vrbs perstet, faC, CIVes atqVe senatVs, PaCe, saLVte, bonIs, CeLse PolarCha, faVe! (Tue alles, Bürger und Senat, auf dass die Stadt weiter besteht; fördere, hohe Polykratie, Frieden, Gesundheit und Reichtum!). Signatur, Datierung und Dekor machen diesen Pokal zu einem bedeutenden Zeugnis im Werk des Glasschneiders Johann Wolfgang Schmidt, der von 1676 bis 1710 in Nürnberg nachgewiesen ist und zu dessen Spezialitäten vor allem detailreiche Jagd- und Kampfszenen gehörten (vgl. Pokal mit Ansicht der Entsatzschlacht von Wien, Inv.-Nr. G 222).

BV002539476
Zum Objekt: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 68, München 2017, S. 207, Abb. 6

Sammlung

Sammlung Friedlaender

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