Sammlung

Pokal mit Blumen- und Insektendekor

Künstler/in
Entstehung
Venedig (?), Nürnberg
Datierung
Glas: um 1600 (?); Glasschnitt: 3. Viertel 17. Jh.
Material
Glas (grün), geschnitten
Maße
H. (gesamt) 17,9 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (Saal 92)
Inventarnummer
L 2016/72
Bezug
Zugang
Unbefristete Leihannahme 2016, Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen. Stiftung Sammlung Friedlaender

Der dunkelgrüne Glaspokal ruht auf einem flachen Fuß, der umlaufend mit einer geschnittenen Lorbeerblattranke dekoriert ist. Der im Model geformte Balusterschaft weist unterhalb der godronierten oberen Partie vertikal angeordnete Diamantbuckel im Wechsel mit einem senkrechten Band aus ineinandergreifenden Kreisen sowie einem tropfenförmigen Kompartiment auf (sogenannter ladder stem). Geschnittener Dekor aus Blumen und Insekten schmückt die zylindrische Kuppa. Vorder- und Rückseite zeigen ein achssymmetrisches Arrangement aus fünf Blattstängeln mit drei großen Blüten: eine Tulpe mit Nelke und Lilie beziehungsweise eine Tulpe mit Sternblüte und Rose, die jeweils aus einer Tulpenblüte herauswachsen. Die Stiele sind zwischen den Blättern mit geblänkten Beeren besetzt. Die Sträuße werden durch Insekten und Schmetterlinge bereichert. Darüber hinaus sind in den seitlichen Flächen zwischen den Blumensträußen als Liebessymbole ein schnäbelndes Taubenpaar über einem Bogen mit Pfeilköcher sowie zwei verbundene, geflammte Herzen eingeschnitten. Ein in der Form verwandter grüner Pokal, allerdings mit Deckel, diamantgerissenem Dekor und Goldbemalung, befindet sich im Kunsthistorischen Museum Wien (Kunstkammer, Inv.-Nr. 3313). Der Münchner Pokal weicht jedoch von dem Wiener Stück, das wohl in der Innsbrucker Hofglashütte um 1570/90 entstandenen ist, durch seine intensivere dunklere Grünfärbung und die nahezu blasenfreie Glasmasse deutlich ab. Ein weiteres Vergleichsstück hat sich im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg erhalten (Inv.-Nr. LGA 4272-144). Dieser ebenfalls dunkelgrüne Deckelpokal weist einen nahezu identischen Baluster auf, unterscheidet sich aber durch seine glockenförmige, undekorierte Kuppa. Der Schnittdekor mit den etwas stereotypen Blütenarrangements weist so enge Parallelen mit dem Blumen- und Insektendekor auf einem Becher im Rijksmuseum Amsterdam auf (Inv.-Nr. BK-17134), dass man von ein- und demselben Glasschneider ausgehen kann. Eine Zuschreibung an Caspar Lehmann, um 1620, wie es Ritsema van Eck vorschlägt, ist jedoch nicht haltbar. Der Schnittdekor ist wohl eher einem Glasschneider zuzuschreiben, der in Nürnberg in der zweiten Generation, wohl im 3. Viertel des 17. Jahrhunderts, tätig war.

BV002539476
Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 68, München 2017, S. 206 f., Abb. S. 206

Sammlung

Sammlung Friedlaender

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