Sammlung

Figuren: Tod des hl. Benedikt

Künstler/in
Anton Sturm
Entstehung
Füssen
Datierung
um 1740/1750
Material
Skulptur: Laubholz, gefasst (polychrom)
Maße
H. 60,9 cm, B. 49,8 cm, T. 21,6 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
2016/73.1
Bezug
Zugang
Ankauf 2016, Erworben mit Mitteln der Bauer´schen Barockstiftung, Aus dem Süddeutschen Kunsthandel, Aus der Sammlung Otto Horn, Meißen

Die wohl für die persönliche Andacht eines Abtes oder Priors geschaffene kleinformatige Gruppe zeigt den Moment des Dahinscheidens des hl. Benedikt von Nursia. Der Ordensgründer der Benediktiner wurde wohl um 480 in Nursia bei Perugia geboren und starb 547 in Monte Cassino. Dort soll er am Gründonnerstag, dem 21. März, in der Kirche des von ihm gegründeten Klosters während eines Gebetes am Altar auf seine Mönche gestützt im Stehen gestorben sein. Die von Papst Gregor dem Großen gegen Ende des 6. Jahrhunderts verfasste Heiligenvita führt zudem an, die Mönche hätten in einer Vision gesehen, wie Benedikt nach seinem Tod von Engeln auf einem lichterfüllten Weg in den Himmel geführt wurde. Die Skulpturengruppe verbindet beide Episoden, Abschied vom Diesseits und das Geleit in den Himmel, in der einfühlsamen Schilderung des Heiligen mit einem Engel links und einem Benediktinermönch rechts. Beide halten jeweils eine der leblos nach unten hängenden Hände Benedikts, außerdem hinterfängt der Engel den Kopf des Heiligen. Seine fahle Hautfarbe zeigt an, dass das Leben bereits aus seinem Körper gewichen ist. Am Boden vor ihm stehen als seine Attribute Mitra und Abendmahlskelch.Der um 1690 in Faggen bei Landeck in Tirol geborene Anton Sturm war bereits einige Jahre in Füssen tätig, ehe er 1721 dort heiratete, ein Haus erwarb und seine Bildhauerwerkstatt einrichtete. Bis kurz vor seinem Tod 1757 unterhielt er eine der produktivsten und erfolgreichsten regionalen Werkstätten, die Kirchen und Klöster im Allgäu, Oberbayern und Oberschwaben mit Skulpturen in Stein und Holz belieferte. Sein bekanntester Lehrling war der spätere kurfürstlich-bayerische Hofbildhauer Roman Anton Boos. Sturms individueller Stil zeigt sich in der charakteristischen Faltengestaltung und den zu einer Seite gedrehten großen Bartlocken. Diese Stilmerkmale verbindet die Gruppe besonders eng mit seinen berühmtesten Arbeiten, den überlebensgroßen Figuren der Kirchenväter in der Wieskirche bei Steingaden von 1753/56.. Während der Tod des hl. Benedikt ein in den Klosterkirchen der Benediktiner häufig vorkommendes Thema der Barockmalerei war, findet es sich äußerst selten in der Skulptur. Sturm ließ sich zu seiner Gruppe wohl von einem Altarblatt gleichen Themas von ca. 1720 (Abb. 2) in der Stadtpfarrkirche St. Mang in Füssen inspirieren, das dem Maler Franz Georg Hermann zugeschrieben wird. Für wen er die Skulpturengruppe ursprünglich schuf, ist unbekannt. Der in der Literatur ohne weiteren Nachweis angegebene Herkunftsort Wessobrunn konnte bis heute nicht bestätigt werden. Eine ganze Reihe von Benediktinerklöstern käme im bayerisch-schwäbischen Gebiet als Herkunftsort in Frage. Besonders hervorzuheben ist nicht zuletzt der Porträtcharakter des Mönchs, der an das Bildnis eines bestimmten Geistlichen denken lässt. Dies entsprach durchaus damaliger Praxis. Ein Autor des ausgehenden 18. Jahrhunderts berichtete, dass der Abt des Benediktinerklosters Wessobrunn, Thassilo Boelzl (Abt von 1706-1743), sich auf einem Altarblatt mit der Darstellung des Todes des hl. Benedikt als Priester porträtieren ließ. Dank der Unterstützung der Bauer´schen Barockstiftung gelangt erstmals eines der auf dem Kunstmarkt äußerst seltenen Werke Sturms, einem der bedeutendsten süddeutschen Bildhauer des 18. Jahrhunderts, in die Sammlungen des Bayerischen Nationalmuseums./Dr. Burk

BV046127680
Zum Objekt: Kat. Barock in Bayern. Bauer'sche Barockstiftung Förderprojekte 2014-2018, Bauer'sche Barockstiftung (Hrsg.), München 2019, S. 196-199 (mit Abb.)

Sammlung

Sammlung Otto Horn

Weitere Werke