Sammlung

Balusterpokal mit Deckel

Künstler/in
Glasschneider: Hermann Schwinger (?)
Entstehung
Nürnberg
Datierung
um 1660-1680
Material
Glas (farblos), Glas (grün), geblasen, geschnitten
Maße
Pokal mit Deckel: H. 37,3 cm, G. 533,2 g; Pokal: H. 25,8 cm, Dm. (Fuß) 12,7 cm, Dm. (Lippenrand) 9,1 cm, Wandungssstärke (Lippenrand) 0,25 cm, G. 363,4 g; Deckel: H. 12,5 cm, Dm. 10,0, G. 169,8 g
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (Saal 92)
Inventarnummer
L 2018/70.1-2
Bezug
Zugang
Unbefristete Leihannahme 2018, Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen. Stiftung Sammlung Friedlaender

Kuppa und Deckel des Pokals wurden aus dunkelgrünem Glas geblasen. Der leicht ansteigende Tellerfuß, der Schaft aus der für die „Nürnberger“ Pokale charakteristischen Kombination aus Hohlbaluster, Hohlkugeln und Ringscheiben sowie die entsprechend gestaltete Deckelbekrönung bestehen aus farblosem Glas. Der Schnittdekor zeigt auf dem Fuß eine umlaufende zarte Lorbeerblattranke. Die Kuppa ziert eine tief eingeschnittene Jagdszene: Drei Jäger mit Saufedern und vier Hunde stellen ein Wildschwein. In der Waldlandschaft mit verschiedenartig gestalteten Bäumen werden zudem ein kleines Gebäude mit Zeltdach und großem rundbogigen Eingang sowie ein ruinöses tempelartiges Bauwerk sichtbar. Die Ranke aus gefiederten Blättern auf der Deckelwölbung ist von vier unterschiedlichen, zum Teil geblänkten Stern- und Rosettenblüten unterbrochen. Hohlbalusterpokale mit grünen Gefäßteilen, meist an Fuß, Kuppa und Deckel, zum Teil auch als Spitze der Bekrönung, kommen sowohl mit als auch ohne Schnittdekor vor (Stuttgart, Landesmuseum Württemberg, Sammlung Ernesto Wolf; Köln, MAKK – Museum für Angewandte Kunst Köln; Frankfurt, Museum Angewandte Kunst; London, Victoria and Albert Museum; Corning, Corning Museum of Glass; Wien, Kunsthistorisches Museum, Kunstkammer). Der Glasschnitt des Deckelpokals aus der ehemaligen Sammlung Vecht wird von Meyer-Heisig Georg Friedrich Killinger zugeschrieben. Deutlichere Übereinstimmungen finden sich jedoch bei dem ganz ähnlich gegliederten Deckelpokal mit Fuß, Kuppa und Deckel aus grünem Glas im Corning Museum (Inv.-Nr.56.3.79, ehemals Sammlung Parpart): Insbesondere die einzelnen, unterschiedlich belaubten Bäume, die Ruinenarchitektur sowie die nahezu identische Bordüre aus Rosettenblüten auf dem Deckel deuten auf ein und dieselbe Werkstatt hin. Der Pokal in Corning gilt als Werk Hermann Schwingers (1640–1683) und wird um 1660–1680 datiert. Eng verwandt ist auch der Hermann Schwinger zugeschriebene Deckelpokal der Sammlung Rudolf von Strasser mit geschnittener Ruinenlandschaft auf der grünen Kuppa und Fiederblattranke auf dem grünen Deckel. Der Schnitt der Bäume und die Darstellung der Architekturen lassen sich auch mit den Hermann Schwinger zugeschriebenen Pokalen im Bayerischen Nationalmuseum (Inv.-Nr. 60/78, 60/81 und 57/48) vergleichen.

https://bvbat01.bib-bvb.de/TP61/default/common/timeout.jsp;jsessionid=85A33DEFB9D03326782AF8DBD2BB579D
Zum Objekt: Erich Meyer-Heisig, Der Nürnberger Glasschnitt des 17. Jahrhunderts, Nürnberg 1963, S. 99, Kat.-Nr. 215

BV002539476
Zum Objekt Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 70, München 2019, S. 212 f., Abb. 8

Sammlung

Sammlung Aaron Vecht, Amsterdam, Sammlung Friedlaender

Weitere Werke