Sammlung

Balusterpokal mit geschnittenen Emblemen und Wappen

Künstler/in
Glasschneider: Georg Friedrich Killinger
Entstehung
Nürnberg
Datierung
um 1695/1700
Material
Glas (farblos), geblasen, geschnitten, geblänkt, Diamantriss
Maße
H. 25,7 cm, Dm. (Fuß) 12,3 cm, Dm. (Lippenrand) 9,3 cm, Wandungsstärke (Lippenrand) 0,27/0,34 cm, G. 345,9 g
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
L 2018/72
Bezug
Zugang
Unbefristete Leihannahme 2018, Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen. Stiftung Sammlung Friedlaender

Über einem flachen Fuß mit je zwei gebundenen Lorbeer- und Palmzweigen erhebt sich der Balusterschaft aus Ringscheibenelementen zwischen einer keulenförmigen und einer kugeligen Hohlpuffe. Der geschnittene Dekor der Kuppa umfasst vier von Akanthusranken umrahmte Kartuschen. Zwei Reserven zeigen das bekrönte Wappen der Nürnberger Patrizierfamilie Welser von Neunhof (Lilie in verwechselter Farbe in gespaltenem Schild) und das bekrönte Wappen der Patrizierfamilie von Grundherr zu Altenthann und Weiherhaus (halber Löwe). Die beiden dazwischen liegenden Kartuschen sind Emblemdarstellungen gewidmet: Über einem steigenden Löwen erscheint das Schriftband „NVLLI VIRTVTE SECVNDVS“ (Es ist ihm keiner in der Tugend vergleichbar); über einem Lilienstängel mit drei Blüten schwebt das Spruchband „CANDORE OMNIA VINCIT“ (Aufrichtigkeit besiegt alles). Das ikonographische Programm deutet auf eine Allianz der beiden Nürnberger Familien hin. Ob sich die Darstellungen auf die Hochzeitsverbindung zwischen Leonhard VIII. Grundherr zu Altenthann und Weiherhaus und Anna Maria von Welser von Neunhof am 22. September 1696 beziehen lässt, ist jedoch fraglich. Im Besitz der Freiherrlich von Welser‘schen Familienstiftung auf Schloss Neunhof befinden sich mindestens vier weitere von Georg Friedrich Killinger signierte Pokale. Davon zeigt ein Glas auf der Kuppa neben dem Lilienwappen ebenfalls das Emblem aus der Lilie mit dem Schriftband „CANDORE OMNIA VINCIT“. Georg Friedrich Killinger, der in den Nürnberger Archivalien erstmals 1694 als „wappenstein=, crystall= und glaßschneider“ Erwähnung findet, hat seine Arbeiten in der Regel signiert und mit zahlreichen Aufträgen das reichsstädtische Nürnberger Patriziat bedient. Bei diesem Pokal brilliert er durch die raffinierte Kombination von mattgeschnittenen und geblänkten oder polierten Partien.

BV045379284
Zum Objekt: Aukt.-Kat. Auktionshaus Dr. Fischer (Hrsg.): 1996.03.23, Europäisches Glas, Bd. 95, Heilbronn 1996, S. 33, Abb. 213, Kat.-Nr. 213

BV002539476
Zum Objekt Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 70, München 2019, S. 214 f., Abb. 10

Sammlung

Sammlung Friedlaender

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