Sammlung
Deckelpokal mit Medaillons der vier Erdteile
- Künstler/in
- –
- Entstehung
- Nordböhmen
- Datierung
- um 1720
- Material
- Glas (farblos), geblasen, geschliffen, geschnitten, Rubinglasfäden, Goldfäden, Farben, Zwischengoldtechnik
- Maße
- Pokal mit Deckel: H. 32,2 cm, G. 466,6 g; Pokal: H. 21,6 cm, Dm. (Fuß) 11,7 cm, Dm. (Lippenrand) 10,3 cm, Wandungsstärke (Lippenrand) 0,24 cm, G. 307,6 g; Deckel: H. 11,8 cm, Dm. 11,2, G. 159,0 g
- Standort
- Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
- Inventarnummer
- L 2018/73.1-2
- Bezug
- –
- Zugang
- Unbefristete Leihannahme 2018, Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen. Stiftung Sammlung Friedlaender
Fuß, konische Kuppa und Deckel des Pokals sind mit dichtem, mattgeschnittenem Laub- und Bandelwerkdekor überzogen, der von Früchtearrangements, kleinen Vögeln und Blüten bereichert wird. Fußunterseite und Ansatz der Kuppa ziert jeweils ein Kranz aus geschliffenen Oliven und Strahlen. Der facettierte Balusterschaft und der Deckelknauf mit pyramidaler Spitze zeigen rot-goldene, spiralig gedrehte Fadeneinlagen. Das auffälligste Dekorelement des Pokals bilden vier auf die Kuppawandung aufgelegte Ovalmedaillons mit Darstellungen der vier Erdteile. Die Bezeichnungen der Allegorien sind in den schmalen, in Zwischengoldtechnik ausgeführten Rahmenstreifen eingraviert: „ASIA“, „AMERCA“ (sic!), „AFRICA“; unter der Darstellung der Europa auf dem Pferd steht fälschlicherweise nochmals „AMERICA“. Die eigentlichen Bildmotive wurden mit kräftigen Transparentfarben gemalt, eine im 18. Jahrhundert außerordentlich selten angewandte Dekorationsform in der Glaskunst. Technisch und stilistisch stimmt der Deckelpokal der Sammlung Friedlaender mit einem Pokal in der Sammlung Ernesto Wolf im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart überein. Bei diesem Stück schmücken drei Ovalmedaillons mit Emblemdarstellungen in Transparentmalerei die Kuppa. Zudem finden sich hier ebenfalls der Bandelwerkdekor mit zarten Gefiederranken, der Oliv- und Strahlenschliff sowie die Fadeneinlagen im Schaft. Brigitte Klesse hat eine kleine Gruppe weiterer Vergleichsbeispiele zusammengestellt und konnte diese überzeugend als um 1720 entstandene nordböhmische Produktion einordnen.
BV002539476
Zum Objekt Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 70, München 2019, S. 215, Abb. 11
Sammlung
Sammlung Friedlaender