Sammlung

Tisch nach dem Vorbild des Würzburger Ratstisches von Tilman Riemenschneider

Künstler/in
Entwurf der Tischplatte: Catharine Sattler, Vorlage: Tilman Riemenschneider, Ausführung der Tischplatte: Benedict Brändlein
Entstehung
Mainberg, Schloß, Schweinfurt
Datierung
1506 (Vorbild); zwischen 1863 und 1864
Material
Gestell: Eichenholz, geschnitzt, profiliert, lackiert; Platte: Solnhofener Plattenkalk, geätzt, ausgemalt (Vertiefungen), Eichenholz, profiliert, lackiert; Unterkonstruktion der Tischplatte: Nadelholz, geschraubt
Maße
Tisch, gesamt: H. 78,0 cm, Dm. 127,5 cm
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
2020/28.1-2
Bezug
Zugang
Geschenk 2020, Privatbesitz, Wilhelm und Catharine Sattler, Schonungen-Mainberg (Schloß Mainberg)

Gotische Möbel mit eingebürgertem Eigennamen sind äußerst rar. Eines der wenigen ist der 1506 von Tilman Riemenschneider gefertigte Würzburger Ratstisch im Museum für Franken in Würzburg, für den sogar ›Riemenschneidertisch‹ zur Identifikation genügt. Dieses berühmte Werk, dessen runde Steinplatte auf einem Fuß aus gekappten und durchsteckten Rippen ruht, wurde im 19. Jahrhundert mehrmals für anspruchsvolle Interieurs kopiert. Zwei Exemplare sind Teil der von 1856 bis 1858 entstandenen Ausstattung des neugotischen Umbaus des südmährischen Sommerschlosses der Fürsten von Liechtenstein in Lednice (Eisgrub). Der vorliegende Tisch entstand 1863/64 im Auftrag der Familie des Schweinfurter Fabrikantenehepaars Wilhelm (1784–1859) und Katharina Sattler (1789–1871), ebenso wie schon 1856 ein erstes Exemplar (Städtische Sammlungen Schweinfurt, Inv.-Nr. M-2420). Anders als das spätgotische Original, dessen Steinplatte in der Mitte die Wappen der Bischöfe von Würzburg und Eichstätt sowie der Stadt Würzburg zeigt, weist diese historistische Neuinterpretation das Wappen der Familie Sattler im Zentrum eines aus zwei Reben gebildeten Stammbaums auf, dessen zehn kranzförmig angeordnete Blätter die Namen der Kinder mit Ehepartnern enthalten, daneben die 33 Enkelkinder. Die beiden Tische blieben in der Familie des ältesten Sohnes, Jens Sattler, und wohl bis zur Aufgabe des Familiensitzes Schloss Mainberg bei Schweinfurt an ihrem ursprünglichen Ort. Wilhelm Sattler hatte das 1821 erworbene Schloss renoviert, dort seine Kunstsammlung mit bedeutenden Werken Tilman Riemenschneiders zusammengetragen und es repräsentativ als Wohnsitz ausgestattet. Dem ornamentalen Entwurf der Platte von Katharina Sattler, Tochter des Malers Conrad Geiger, ist ihre Professionalität als Entwerferin von Dekors für die Sattlersche Tapetenfabrik anzusehen. Der ausführende Johann Benedict Brändlein hatte sich 1847 in Schweinfurt als Graveur niedergelassen. Er war mit den Sattlers zudem durch die gemeinsame Mitgliedschaft in der deutschkatholischen ›freien christlichen Gemeinde‹ Schweinfurts verbunden.

BV005017928
Zum Objekt: Heinrich Kreisel, Georg Himmelheber, Die Kunst des deutschen Möbels, Bd. 3: Klassizismus, Historismus, Jugendstil, München 1983, S. 172, Abb. Abb. 727

BV004389259
Zum Objekt: Ausst.-Kat.Bayerisches Nationalmuseum München, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, 22. Juni - 15. September 1991 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg: Möbel aus Franken. Oberflächen und Hintergründe, Ingolf Bauer, Gerdi Maierbacher-Legl (Hrsg.), München 1991, S. 162 f., Kat.-Nr. Nr. 53

BV046320592
Zum Vergleich: Mus.-Kat. Erich Schneider, Möbel mit Geschichte(n). Von Riemenschneiders Würzburger Ratstisch bis zum »Thron« des letzten Markgrafen von Ansbach (Auswahlkatalog Würzburg, Museum für Franken), Oppenheim am Rhein 2019, S. 22–25, Kat.-Nr. Nr. 5

BV002539476
Zum Objekt: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 72, München 2021, Abb. Abb. 14

BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2019-2021, Frank Matthias Kammel (Hrsg.), München 2023, S. 97 S. 213

Systematik

Möbel - Tisch

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