Sammlung

Balusterpokal mit Deckel

Künstler/in
Glasschnitt: Hermann Schwinger (zugeschrieben)
Entstehung
Nürnberg
Datierung
um 1680
Material
Glas, Mattschnitt, Diamantriss, Blänkungen
Maße
Gesamt: H. 32,4 cm, Dm. 12,2 cm, G. 432,0 g; Pokal: H. 23,2 cm, Dm. (Fuß) 12,2 cm, Dm. (Kuppa) 8,8 cm, Wandstärke 0,2 cm, G. 306,0 g; Deckel: H. 10,3 cm, Dm. 9,3 cm, G. 126,0 g
Standort
Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
Inventarnummer
L 2020/32.1-2
Bezug
Zugang
Unbefristete Leihannahme 2020, Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen. Stiftung Sammlung Friedlaender

Über dem leicht ansteigenden Tellerfuß mit einer geschnittenen Lorbeerranke erhebt sich der Schaft aus Ringscheiben zwischen einem keulenförmigen Hohlbaluster und zwei kugeligen Hohlpuffen. Der geschnittene Dekor der Kuppa zeigt zwei emblemartige Darstellungen in Rundfeldern, die jeweils mit einer Ziffer unter der Szene und einer Umschrift darüber versehen sind. Im ersten Medaillon mit dem Titel „HIER TRINCKEN ALL DIE DURSTIG SEIN“ drängt sich eine Gruppe von Tieren um eine Quelle, die einem Felsstock entspringt. Während sich Pferd, Schaf und Gänse am Nass laben, warten Ziege und Rind auf Zutritt. Auf der gegenüberliegenden Seite ist unter der Überschrift „DES MENSCHEN HERTZERFREUD DER WEIN“ ein Bacchusknabe in einer Landschaft neben einem Weinstock dargestellt, der eine Traube über einer Schale auspresst. Die Wandungsflächen der Kuppa zwischen den Medaillons sind mit dichten Weinreben gefüllt, deren Trauben aus einzelnen geblänkten Kugelungen zusammengesetzt sind. Der von einer Handhabe aus Ringscheiben, Hohlpuffe und Hohlkugel bekrönte Deckel ist ebenfalls mit einer geschnittenen Weinrankeverziert. Der geschnittene Dekor des Pokals wird bereits von Meyer-Heisig dem in Nürnberg tätigen „Cristall-Schneider“ Hermann Schwinger (1640–1683) zugeschrieben, der nach einer fünfjährigen Ausbildung bei dem Glasschneider Stephan Schmidt zu einem der führenden Meister seines Faches avancierte. Sabine Tiedtke hat in ihrer Dissertation das Œuvre Schwingers ausgehend von den signierten Arbeiten untersucht und folgt der Zuweisung dieses Pokals, der sich einem signierten Werk im British Museum London (Inv.-Nr. S.883) an die Seite stellen lässt. Für die Darstellung der Tiergruppe an der Quelle konnte sie eine Stichvorlage von Georg Christoph Eimmart nachweisen, die den 36. Psalm in Wolfgang Helmhardt von Hohbergs „Lust- und Artzeney-Garten des Königlichen Propheten Davids“ von 1675 illustriert

BV002957171
Zum Objekt: Erich Meyer-Heisig, Der Nürnberger Glasschnitt des 17. Jahrhunderts, Nürnberg 1963, S. 59 f., 88, Kat.-Nr. 105

BV046779311
Zum Objekt: Dissertation, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Sabine Tiedtke, Nürnberger Glasschnitt im Detail. Neue Zuschreibungskriterien für den Nürnberger Glasschnitt im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert erörtert am Bestand des Germanischen Nationalmuseums, Erlangen 2018, S. 206-208, Kat.-Nr. 10

Zum Objekt: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 72, München 2021, S. 147 f., Abb. S. 147

BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2019-2021, Frank Matthias Kammel (Hrsg.), München 2023, S. 84 S. 213, Abb. S. 85

Sammlung

Sammlung Friedlaender

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