Sammlung
Deckelpokal mit Darstellung der Bellona
- Künstler/in
- –
- Entstehung
- Potsdam oder Zechlin
- Datierung
- um 1735/1740
- Material
- Glas, geschliffen, vergoldet
- Maße
- Gesamt: H. 19,6 cm, Dm. (Fuß) 8,4 cm, G. 404,0 g; Pokal: H. 12,3 cm, Dm. 7,6 cm, Wandstärke 0,4 cm, G. 249,0 g; Deckel: H. 8,2 cm, Dm. 8,4 cm, G. 404,0 g
- Standort
- Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
- Inventarnummer
- L 2020/34.1-2
- Bezug
- –
- Zugang
- Unbefristete Leihannahme 2020, Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen. Stiftung Sammlung Friedlaender
Der Deckelpokal ruht auf einem zwölffach facettierten Fuß mit vergoldetem Rand und vergoldeten Rundbogenfacetten am Schaftansatz. Der gebauchte Ansatz der glockenförmigen Kuppa wird ebenfalls durch vergoldete Rundbogenfelder und einen darüberliegenden hochgeschnittenen und goldgerahmten Zungenfries betont. Auf der Kuppawandung erscheint in goldstaffiertem Tiefschnitt die Darstellung der auf einer Kanone sitzenden Kriegsgöttin Bellona in wallendem Gewand mit Helm, Schild und Lanze. Sie wird von reichen Kriegstrophäen – darunter Lanzen, Standarten und Pauken – sowie Kanonenkugeln und brennenden Granaten umgeben. Die Gegenseite zeigt einen Baum in zarter Goldmalerei. Der Deckel mit vergoldetem Rand und glattem vergoldeten Ovalknauf ist auf der Wölbung analog zum Fuß mit einem Kranz aus vergoldeten Rundbogenfacetten dekoriert. Der Deckelpokal lässt sich entweder in die letzten Produktionsjahre der Potsdamer oder bereits in die Frühzeit der von Friedrich Wilhelm I. (1688–1740) nach Zechlin im Norden Brandenburgs verlegten Hofglashütte datieren. Diese hatte ab 1737 das Monopol für die Herstellung von Goldrubin- und Kristallglas und wurde vor allem durch die hervorragende Vergoldung berühmt. In der Regierungszeit des „Soldatenkönigs“ finden sich auch verstärkt militärische Motive in der brandenburgischen Glaskunst. Mehrfach ist das Sujet des Kriegsgottes Mars auf Potsdamer Gläsern überliefert, deren Schnitt versuchsweise den Glasschneidern Johann Christian Bode sowie Elias Rosbach zugeschrieben wird. Die Goldmalerei könnte von Johann Caspar Greinert (um 1690–1746) ausgeführt worden sein, der zwischen 1734 und 1736 in der Potsdamer Hütte und von 1737 an in Zechlin nachgewiesen ist. Bei der Form des Pokals handelt es sich wohl um einen sogenannten Stutzerpokal, also einen gestutzten Pokal ohne Schaft, der ab 1740 typisch für die Zechliner Hofglashütte wurde.
BV002539476
Zum Objekt: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 72, München 2021, S. 149 f., Abb. S. 150
BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2019-2021, Frank Matthias Kammel (Hrsg.), München 2023, S. 84 S. 213, Abb. S. 85
Sammlung
Sammlung Friedlaender