Sammlung
Deckelpokal aus Rubinglas
- Künstler/in
- –
- Entstehung
- Potsdam (?)
- Datierung
- 1. Viertel 18. Jh. (?)
- Material
- Rubinglas, geschliffen
- Maße
- Gesamt: H. 38,9 cm, Dm. 12,2 cm, G. 1153,0 g; Pokal: H. 24,8 cm, Dm. (Fuß) 12,2 cm, Dm. (Kuppa) 10,6 cm, Wandstärke 0,4 cm, G. 710,0 g; Deckel: H. 15,6 cm, Dm. 11,9 cm, G. 443,0 g
- Standort
- Bayerisches Nationalmuseum (nicht ausgestellt)
- Inventarnummer
- L 2020/36.1-2
- Bezug
- –
- Zugang
- Unbefristete Leihannahme 2020, Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen. Stiftung Sammlung Friedlaender
Der zwölffach facettierte ansteigende Fuß weist in den eingekehlten Facetten erhabene rundbogige Zungen mit eingekehltem Ansatz auf. Der Balusterschaft besteht aus einem godronierten, vasenförmigen Knauf zwischen zwei zellenfacettierten Polsterscheiben. Die leicht glockenförmig geschwungene Kuppa ist bis zum Lippenrand facettiert und mit zwei Reihen erhabener Zungen oder Muscheln dekoriert, wobei in den unteren Zungenfries Kugelungen eingeschliffen sind. Der geschweifte Deckel ist, korrespondierend zum Fuß, ebenfalls facettiert und mit einem erhabenen Zungenkranz versehen. Die Gestaltung des hohen Deckelknaufs entspricht dem Schaft. Eine sehr ähnliche Form weisen ein smaragdgrüner Deckelpokal, ehemals Schloss Ballenstedt, ein Rubinglaspokal, ehemals Kunstgewerbemuseum Berlin, und ein facettierter Rubinglaspokal im Corning Museum of Glass (Inv.-Nr. 79.3.318) auf; vergleichbar ist auch ein Deckelpokal aus entfärbtem Glas im Bayerischen Nationalmuseum (Inv.-Nr. 60/94). Diese Gläser werden in das erste Viertel des 18. Jahrhunderts datiert. Rainer Rückert hat bei der zeitlichen und stilistischen Einordnung des Pokals auf die Verwandtschaft mit einem im Bayerischen Nationalmuseum befindlichen Deckelpokal aus Rubinglas (Inv.-Nr. 60/91) verwiesen, den er aufgrund formaler und technischer Aspekte sowie der lebrigen Verfärbung als Erzeugnis des späten 19. oder frühen 20.Jahrhunderts publizierte. Im Neobarock der letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts kam das Rubinglas wieder in Mode. Insbesondere rühmte sich Oscar Rauter, Direktor der „Rheinischen Glashütten-Actien-Gesellschaft“ in Köln-Ehrenfeld, ein massives Goldrubinglas entwickelt zu haben, für das er auf der Deutsch-Nationalen Kunstgewerbe-Ausstellung in München 1888 ein Ehrendiplom erhielt. Im „Preis-Courant“ vom November 1888 werden „diverse Gegenstände in massivem Goldrubin“ in Umrisszeichnungen abgebildet, darunter als Nr. 446 ein „Kunckel-Pokal mit Deckel, reich geschliffen (Freie Nachbildung eines alten Kunckel-Glases im Kunstgewerbe-Museum in Berlin)“ – gemeint ist das oben genannte Exemplar. Eine Ausführung dieses Pokals hat sich im Museum für Angewandte Kunst in Köln erhalten. Ein Deckelpokal im Corning Museum of Glass (Inv.-Nr. 79.3.799) entspricht dem Deckelpokal Nr. 448, der ebenfalls „in der Manier des 18. Jahrhunderts“ gestaltet wurde. Der hier vorgestellte Pokal entspricht keinem der Ehrenfelder Entwürfe. In der Farbigkeit sowie in der deutlich dünnwandigeren Ausführung weicht er auch von dem erwähnten Pokal des Bayerischen Nationalmuseums ab, sodass wohl doch eher eine Entstehung im 18. Jahrhundert anzunehmen ist.
BV014049168
Zum Objekt: Dedo von Kerssenbrock-Krosigk, Rubinglas des ausgehenden 17. und 18. Jahrhunderts, Mainz 2001, S. 157, Kat.-Nr. 11
BV002539476
Zum Objekt: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. Folge, Bd. 72, München 2021, S. 148 f., Abb. S. 149
BV002596995
Zum Objekt: Jahresbericht Bayerisches Nationalmuseum München 2019-2021, Frank Matthias Kammel (Hrsg.), München 2023, S. 213
Sammlung
Sammlung Friedlaender