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Die Figur ist der schönste und berühmteste Jesusknabe der deutschen Spätgotik. Kecker Blick, rosige Wangen, Babyspeck und balancierender Schritt geben die neugierige Unbefangenheit eines Kleinkindes meisterhaft wieder. Ein brillanter Einfall des Künstlers ist das in Szene gesetzte Angebot der Weinbeere. Mit dieser einladenden Geste stößt die Figur einen Dialog mit dem Betrachter an und zieht ihn in seinen Bann.
Jesuskind mit der Weintraube
Michel Erhart, Ulm, um 1470
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Der erotische, von Lichteffekten begleitete Schleiertanz der Amerikanerin Loïe Fuller gehörte um 1900 zu den berühmtesten Attraktionen des Pariser Nachtlebens. Schwingende Linien von Körper und Seidenstoff trafen die Vorstellungen der damals gefeierten Art Nouveau haargenau. In der dekorativen, als Tischlampe dienenden Bronzestatuette besitzt der getanzte Jugendstil sein eindrucksvollstes Denkmal.
Tischlampe in Gestalt der Tänzerin Loïe Fuller
François Raoul Larche, Paris, 1900
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Octavio und Isabella sind das Traumpaar der Commedia dell’arte, des italienischen Stehgreiftheaters im Barock. Die in der Nymphenburger Porzellanmanufaktur geformten Figuren kennzeichnen den Höhepunkt süddeutscher Porzellanplastik des 18. Jahrhunderts. Lebendige Mimik und ausdrucksstarke Körpersprache sind grandios erfasst und meisterlich wiedergegeben.
Isabella und Octavio
Franz Anton Bustelli, Porzellanmanufaktur Neudeck-Nymphenburg, um 1760
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Der Tod, der auf dem Löwen reitet, war Teil einer monumentalen Uhr in der Klosterkirche von Heilsbronn zwischen Nürnberg und Ansbach. Die Figurengruppe vereinte künstlerischen Einfallsreichtum mit perfekter Mechanik. Der Tod, der sich sogar den König der Tiere unterwarf, schlug mit einem Knochen die Stunden und bewegte gleichzeitig seinen Unterkiefer. Drastisch erinnerte er so an die Vergänglichkeit des irdischen Daseins.
Der Tod auf dem Löwen
Nürnberg, 1513
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Der aufwendig dekorierte Prunkharnisch gehört zu den großartigsten Leistungen der süddeutschen Plattnerkunst. Überraschend ist die originale Holzpuppe im Inneren der Rüstung. Sie hält die Form des Harnischs dauerhaft stabil. Das naturnahe Antlitz und die gelöste Haltung der Holzpuppe verleihen dem eisernen Statussymbol eine imponierende Lebendigkeit.
Prunkharnisch des Hans Christoph von Pienzenau
Augsburg oder Nürnberg, um 1550
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Kurfürst Maximilian I. von Bayern ließ für seine Sammlung antiker Goldmünzen einen komplett mit Elfenbein verkleideten Schrank anfertigen. Mit ungewöhnlich reichen, filigranen Schnitzereien ist das aufsehenerregende Möbel ein einzigartiges Spitzenstück barocken Kunsthandwerks. Gezielt in den bayerischen Farben ausgeführt, überrascht das Innere des Kabinettschrankes mit einem beeindruckenden Wechsel von weißem Elfenbein und blauem Lapislazuli.
Münzschrein Kurfürst Maximilians I. von Bayern
Christoph Angermair, München, 1618–1624
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Die biblische Judith enthauptete den Heerführer Holofernes im Schlaf und schlug dadurch seine Streitmacht in die Flucht. Die fromme Schönheit hatte ihn also zwei Mal besiegt: Zunächst mit ihren Reizen und anschließend mit dem Schwert. Spannungsreich verbindet die Statuette aus Alabaster den idealen nackten Körper mit einer kunstvollen Hochsteckfrisur. Auf bis dahin ungekannte Weise vereint sie Erotik mit weiblicher Heldentugend.
Judith mit dem Haupt des Holofernes
Conrat Meit, Mecheln oder Bourg-en-Bresse, um 1525/28
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Einst schwebte die lebensgroße Maria Magdalena inmitten des Flügelaltars der Pfarrkirche im unterfränkischen Münnerstadt. Der Legende nach büßte die aus der Bibel bekannte Sünderin ihre Wollust in der Wüste. Durch göttliche Fügung wuchs ihr ein Haarkleid, das ihre Nacktheit verhüllte. Von besonderer Raffinesse zeugen die originelle Anordnung der lockigen Strähnen des Haupthaars sowie die einfallsreiche Wahl der kahlen Stellen des Körpers.
Entrückung der Hl. Maria Magdalena
Tilman Riemenschneider, Würzburg, 1490/92
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Das luxuriöse, als Haupt eines jugendlichen Schwarzen gestaltete Trinkgefäß ist ein einzigartiges Meisterwerk der Renaissance. Zugleich ist es ein exzellentes Spiegelbild der Anziehungskraft des Exotischen und Fremden im Zeitalter der Entdeckungen der Welt. Von der bahnbrechenden Genialität des Goldschmieds zeugen die dem Antlitz des geheimnisvollen Jünglings eingeschriebene Anmut, seine von Souveränität und Würde geprägten Züge.
Deckelpokal, sogenannter Mohrenkopfpokal
Christoph Jamnitzer, Nürnberg, 1593/1602
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Schweinehälften und Geflügel, Meeresfrüchte, Fisch, Obst und Gemüse gehören zum üppigen Angebot eines Straßenmarktes, der Teil einer Weihnachtskrippe ist. So verlegten die neapolitanischen Krippenkünstler die Geburt Christi ins pralle Leben ihrer Zeit – zwischen Gefeilsche und Geschwätz, mit streunenden Hunden, trocknender Wäsche und markigen Charakterköpfen. Große Kunst und pure Schaulust!
Krippe als Straße in Neapel mit Marktszenen
Neapel, 2. Hälfte 18. Jahrhundert
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Die spätantike Elfenbeintafel ist die einzige plastische Abbildung der ursprünglichen Grabeskirche Jesu in Jerusalem. Das 335 geweihte Gebäude wurde 1009 vollständig zerstört. Außerdem gehört das Relief zu den ältesten Darstellungen der Auferstehung und der Himmelfahrt Christi. Besonderes Feingefühl bezeugt die Erfassung von Gesten und Bewegungen der Dargestellten. Großes künstlerisches Talent verdeutlicht die grazile Schnitzerei der Baumkrone.
Auferstehung und Himmelfahrt Christi, sogenannte Reidersche Tafel
Rom oder Mailand, um 400
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Als man die Fürstengruft in der Kirche von Lauingen an der Donau 1781 öffnete, stieß man auf zahlreiche unversehrte Leichname. Ihre unvergleichlich gut erhaltenen Gewänder vermitteln heute ein einmaliges, authentisches Bild höfischer Mode der Spätrenaissance. Außerdem sind sie historisch eindeutige Zeugen ihrer Besitzer. Das aus edlem Seidensamt bestehende Kleid der Pfalzgräfin Dorothea Sabina von Neuburg, das den Einfluss der spanischen Hoftracht zeigt, überliefert die beneidenswert schlanke Figur der Fürstin.
Kleid der Pfalzgräfin Dorothea Sabina von Neuburg
Süddeutschland, um 1598